Wie tauft man ein Paddelboot?

(c) für das bild: el_floz

Wer sich sonnentags in wasserlicher Nähe durch Berlin bewegt, wird feststellen, dass auf den Gewässern ein reges Treiben herrscht. Touristendampfer machen Stadtrundfahrten auf dem Wasser, allerorten gibt es Verleihe für alle Arten von Wasserfortbewegungsmitteln, und eine nicht geringe Anzahl BerlinerInnen ist auf einem käuflich erworbenen Gefährt der Gattung „Gummiboot“ unterwegs.

Über mein Bedürfnis nach Booten habe ich schon hinlänglich berichtet; und während ich erst im Laufe des vergangenen Sommers auf die Idee gekommen war, man könne sich selber ein Paddelboot kaufen, ist sie in diesem Jahr schon unter den ersten Frühlingssonnenstrahlen fix und fertig; ich weiß nur noch nicht, ob es ein offenes Paddelboot oder doch eher eine Art (aufblasbares) Kanu sein soll.
Im Laufe meiner erlebnispädagogischen Tätigkeiten habe ich auch schon mehrere Kanus aus PVC-Rohren, Teichfolie und Gaffa selbst gebastelt; die sind auch erstaunlich leichtgängig gefahren, allerdings hat das Gaffa leider nicht gehalten, was es sollte und seine Klebkraft im Wasser gelassen – wo auch der traurige Paddler landete, nachdem sich die Teichfolie dem verlustig gegangenen Klebeband angeschlossen hatte.
Eine Mordsgaudi für alle Beteiligten; aber im Berliner Spreewasser brauchts was Beständigeres – z.B. dieses Modell.

Der Kauf als solcher ist also eher Formsache – doch während ich über die Erstzuwasserlassung sinnierte, ergab sich mir ein unüberwindbares Problem:

Die Taufe

Ein Boot muss schließlich getauft werden, damit man unter Neptuns Segen die Sieben Weltmeere unsicher machen kann. Das ist bei der Holz-, Stahl- oder auch Kohlefaserfraktion auch weniger schwierig, Flasche Schampus, Seil, Schwing, Klirr, Platsch, fertig. Idealerweise hat man eine bedeutsame Person, die dringend ein bisschen Prominenz gebrauchen kann die aufgrund erwiesener Kompetenzen im, äh, Taufen dem Boot auch noch ihren Segen mitgeben kann.
Das könnte ich notfalls noch selber machen; wer wünscht sich schließlich mehr, dass das Boot nicht untergeht, als die Person die drin sitzt?

Nein, das wahre Problem liegt in der Eigenschaft des Bootes versteckt, aus Gummi und aufgeblasen zu sein. Man stelle sich nun also vor, es würde zur Tat geschritten und die Flasche Champagner (die vermutlich ein Vielfaches des Bootes wert sein wird, aber das nur am Rande)* mit ordentlich Wucht auf erwähnt wabbeliges Gefährt geschleudert.

Ich vermute, die Chance ist groß, dass man eher sich selber tauft, als das Boot…

Es muss also getauft werden; und wenn die klassische Prozedur versagt, braucht man innovative Lösungen.

Eine denkbare Möglichkeit wäre es, die Flasche zu öffnen, zu schütteln und den Inhalt einfach an das Boot zu spritzen – das gäbe allerdings eine Riesensauerei und zieht allerlei süß-affine Insekten an.

Eine gewisse Fraktion schwört auch auf die sogenannte „innere Anwendung der Taufe“ – man schippert samt Flasche hinaus, und leert diese dann trinkenderweise, was es gleichzeitig enorm erleichtert, Seemannslieder zu singen.

Die Rücknavigation wird dann allerdings signifikant erschwert.

So oder so, das Thema bleibt spannend. Vorschläge für geeignete Taufprozeduren werden gerne angenommen!

*Dinge in Texten, die „am Rande“ erwähnt werden, befinden sich meist in der Mitte desselben, schön eingerahmt von Klammern. Komisch, oder?

3 Antworten auf „Wie tauft man ein Paddelboot?

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  1. Herrlicher Text!
    Und mir stellt sich die Frage:
    könntest Du nun dringend ein bisschen Prominenz gebrauchen oder hast Du segensgebende Kompetenzen?

    Und was wäre, wenn man einfach ein Sektglas am Gummiboot zerschmettern würde?

    Obwohl ich die letzte Variante schon am Besten finde. 🙂

    Ich erwarte ab jetzt Berichte in allen Zeitungen über Gummibootpiraterei auf dem Landwehrkanal. 🙂

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  2. Text ist toll! Man kommt voll in Sommerferienlaune.
    Mit Sektglas Gummiboot zerschmettern- schlecht- Es sei denn, mann hat genügend Fahrradflickzeug dabei. Ich würde Seifenblasen nehmen. Jede Seifenblase ein netter Gruß.
    Hdgdl. Ma

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