Felicia – Neuigkeiten II

Es gab Herrenbesuch:

 … und seit gestern abend ist das Netz leer, verwaist. Ich weiß nicht genau, ob Felicia von einem Vogel gefressen wurde, umgezogen ist oder einfach in den Flitterwochen – aber sie ist nirgendwo zu finden. Irgendwie ein bisschen schade.

Meine kleine kleine Schwester möchte, dass ich die Spinne nach ihr benenne. Das würde ich sicherlich tun, aber meine kleine kleine Schwester ist nun mal alles andere als spinnenähnlich, also ginge es mir nicht gut mit der Umbenennung.

Felicia war – nachdem sie gestern den ganzen Tag wortwörtlich in der Ecke herumhing – ich weiß nicht, ob sie nur im Fresskoma lag oder deprimiert war, weil der Regen ihrem schönen Netz arg zugesetzt hatte – heute morgen fleißig und hat ein neues Netz gesponnen:

Wenn man genau hinschaut (klick aufs Bild und dann rechts oben), sieht man sogar, dass die Tangentialfäden klebrig sind (kleine Tropfen) und die Radialfäden (die „Speichen“) nicht.

Zur Belohnung hat sie sich dann heute abend gleich noch mal eine Wespe gegönnt…

Eigentlicher Artikel:

Vor meinem Fenster, in einem schönen Radnetz, da lebt eine Kreuzspinne. Ursprünglich wollte ich sie – in Anlehnung an einen allseits bekannten Fußballtrainer – Felix nennen, aber ich bin inzwischen davon überzeugt, dass es ein Weibchen ist.

Felicia hat zunächst in der rechten Ecke des Fensters gewohnt, dort wo die Küchenwand mit meiner Wand ein L bildet. Eine an sich feine Nische, doch dort war ihr anscheinend zu wenig los.
Jetzt wohnt sie ziemlich mittig, sodass ich beim Lernen einen guten Blick auf ihr Netz habe.

Felicia beim Essen

Felicia beim Essen

Dieses ist offensichtlich gut besucht; ich bezweifle jedoch, dass die Gäste soviel Spaß haben. In den sechs Stunden seit heute Mittag befand sich zunächst nur eine fein säuberlich eingewickelte Wespe im Netz. An einer zweiten machte Felicia sich zu schaffen, als eine dritte das Pech hatte, in ihre Fänge zu geraten. Blitzschnell und eiskalt (deswegen die Assoziation mit erwähntem Trainer) sprintete Felicia auf ihr Opfer zu und machte sich nicht die Mühe, groß zu kämpfen: innerhalb von Sekunden war die Wespe bei lebendigem Leib so fest eingepackt, dass sie kaum noch mit dem Fühler zucken konnte.

So, eingepackt, jetzt ist die andere dran...

Es folgten die Wespen vier und fünf sowie eine Fliege. Es war recht spannend zu beobachten, wie Felicia vorging: Die Fliege hat sie – sauber verpackt – zunächst in die Mitte ihres Netzes getragen, um dann genüsslich die erste Wespe zu verspeisen.
Damit war ihr Appetit noch nicht gestillt; nach kurzer Putzphase machte sie sich dann über die Fliege her – und hat dafür nicht länger gebraucht als ich, um diese Zeilen zu schreiben – und so eklig und grausam es ist, irgendwo ist es auch faszinierend zu beobachten, wie perfekt dieses Tier an seine Gegebenheiten angepasst ist. Und vor allem – sie ist ja ne Frau – hat sie auch noch ein hübsches Kleid an.

Sobald sie allerdings anfängt, kleinere Vögel zu fangen und zu verspeisen, mache ich dann doch lieber mein Fenster zu…

p.S.: die Zeit zwischen dem Einfügen der Bilde und Redirigieren des Textes hat Felicia genutzt, um sich über die nächste Wespe herzumachen… wenn man bedenkt, dass sie auch nur ein bisschen größer ist, hat sie einen Mörderappetit.

8 Antworten auf „Felicia – Neuigkeiten II

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  1. Geil! Aber wie unterscheidet sich denn eine weibliche von einer männlichen Spinne? Und schließe bitte dein Fenster, nur für den Fall, daß Felicia noch Appetit auf lecker Nachtisch hat….. Ma

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    1. Naja, die Weibchen sind sehr viel größer als die Männchen. Es sind auch eher die Weibchen, die die Netze bauen, und die Männer klopfen an und fragen, ob sie einmal, äh, vögeln dürfen, bevor sie dann aufgefressen werden.
      Bei dem Appetit, den Felicia entwickelt, glaube ich auch, dass sie schon für mehrere mitisst…

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  2. Aber- warum gibt es denn bei Dir so viele Wespen?
    Und- ich mag Deine kreativen Lernprozesse; zuerst das Gedicht und nun das.
    Ich warte gespannt, was noch alles kommen wird. 🙂

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    1. Danke! Die Wespen kommen daher, dass unsere Hauswände komplett mit Grünzeug bewachsen sind. Wir haben also sozusagen einen Miniaturdschungel hier vorm Fenster: Vögel, Motten, Spinnen, Wespen – you name it.
      Felicia ist übrigens sehr träge heute. Mag sein, dass es an der gestrigen Fressorgie liegt; vielleicht ist sie auch deprimiert, weil der Regen ihr Netz teilweise zerstört hat…

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