Starke Stimmen

Ein paar der Frauenstimmen, die mich nicht nur in letzter Zeit sehr beeindruckt haben und das auch fortwährend tun. Weniger als die rein gesangliche Leistung – die z.B. bei Adele oder Lana del Rey einwandfrei ist – geht es darum, welche Stimmen mich berühren.

Natürlich stellt diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit!

Kat Frankie

Was für eine Bühnenpräsenz! Selbst mit den Händen in den Taschen scheint sie den Raum auszufüllen – ihre Stimme schafft das sowieso auch von alleine. Verhältnismäßig tief (obwohl sie hoch kann, wenns unbeding sein muss) und sehr, sehr eindringlich. Ihre Stimme ist ein Instrument, ein Werkzeug, das sie sehr effektiv einsetzt: „diese Frau hat keine Stimme, das ist eher eine Gabe. Von flüsterleise bis zum wütenden Orkan, alles, einfach alles.“ (Quelle) Natürlich ist auch ihr Songwriting vom Allerfeinsten und passt mit seinen menschlichen, emotionalen Themen perfekt zur Stimme und umgekehrt.

www.katfrankie.com

Johanna Krins

Ebenso wie Kat Frankie, kommt Johannas Gesang sehr stark über seine Emotionalität. Auch Johanna fühlt sich in tieferen Lagen wohler, und ihr Gesang ist angenehm jugendlich-ungezügelt (man achte auf die Stelle „Das Pendel“). Ich bin sehr gespannt, wie sich ihre Stimme entwickelt.

www.delva-band.de/

Hannah Reid

Wenn man Hannah Reid zum ersten Mal sieht, dann wundert man sich, wie sie aus einem derart schlanken und dünnen Körper eine Stimme mit so viel Druck und Ausdrucksstärke bekommt. Wenn man sich anschaut, wie gerade sie steht, dann wird sie wohl ein paar Bauchmuskeln haben… Zudem lässt die aufs Nötigste reduzierte Musik ihrem rauchigen Alt viel Platz. Die höheren Lagen singt sie dann eher in Kopfstimme. Die klingt dann ein wenig dünner, aber dieser Gegensatz macht auch ein wenig den Reiz ihrer Stimme aus, die nicht ganz so emotional daherkommt wie bei den anderen beiden Damen vor ihr. Die leichte Erkältung hilft 🙂

www.londongrammar.com/

Florence Welsh

Die wohl kompletteste Stimme dieser Liste hat vermutlich Florence Welsh von Florence and the Machine. Sie hat einen riesigen Stimmumfang und intoniert sehr sauber. Ab und zu schleicht sich ein Vibrato ein, das ich persönlich eher nicht mag. Kann ja nicht alles perfekt sein, wenn sie schon ihre Musik selber schreibt, co-produziert und zu den jüngsten Selfmade-Millionärinnen Englands zählt.

Ihre Musik ist dramatisch bis zum Kitsch-Pathos, sauber produziert, gut geschrieben, (indie)poppig, zeitgemäß, interessant. Drama, Baby!

florenceandthemachine.net/

Imogen Heap

Imogen Heap macht tatsächlich alles selbst, inklusive ihrem eigenen Label, auf dem sie ihre Musik vertreibt. Live tritt sie grundsätzlich alleine auf und bastelt ihren Indiepop aus allerlei Soundschnipseln, selbst gespielten Keyboards, Stimmsamples uws. zusammen. Ihre sehr hohe Stimme wirkt manchmal zerbrechlich und zart. Und auch sehr schön und damit passend zur Musik.

www.imogenheap.com/

 Anneke van Giersbergen

Man neigt dazu, die Stimme der sympatischen Niederländerin zu unterschätzen. Ja, sie singt schön, und schön hoch, denkt man, aber jenseits des angenehmen Vibratos klingt sie jetzt nicht sooo spektakulär – und dann macht sie etwas Unerwartetes, und man sperrt die Ohren dann doch genauer auf. Das liegt unter Anderem daran, dass sie zwar sehr sauber intoniert, und die Töne gut stehen lässt, aber manche Noten abkippen lässt und so jede Menge Charakter zeigt – wie nur sie es eben kann. (siehe 2:48)

Übrigens ist der Gitarrist im B.Z.-Video ein äußerst interessanter Musiker, in dessen Hauptprojekt „Ayreon“ er nicht nur großartige Musik schreibt und spielt, sondern auch jede Menge SängerInnen glänzen lässt.

Anneke kann Rock/Metal genauso gut, wie Klassik:

Gänsehaut ab 3:20. Gerade bei Townsend muss man bedenken, wie voll das Klangspektrum ist und wie scheinbar mühelos ihre Stimme mit viel Druck über allem zu schweben scheint.

www.annekevangiersbergen.com
www.ayreon.com

Tag 10: An welchem ich ein bisschen schummele.

oder: Okay, ich bin nicht Einsachtzig. Nur Einsneunundsiebzig. Einhalb.

Ein Grund, warum ich das schon vorher erwähnte „The Human Equation“ von Ayreon so toll finde, ist die Tatsache, dass es eben viele verschiedene Sänger sind, welche die verschiedenen Emotionen intonieren. Meistens handelt es sich um Menschen, die aus anderen Bands bekannt sind und aus dem dortigen musikalischen Kontext gerissen wurden – und meistens wurden ihnen die Songs direkt auf den Leib geschrieben.
So finde ich z.B. dass James LaBrie zwar sehr, sehr gut singt, die Tonlage bei Dream Theater aber seiner Stimme nicht wirklich gerecht wird. Erst sein Engagement bei „The Human Eqation“ hat mir gezeigt, was für eine warme Stimme er eigentlich hat. Im Video sind seine Stimme, die unglaubliche Stimme von Irene Jansen, ein bisschen Arjen Lucassen selber und weitere zu hören – Gänsehaut.

10. Buchfrage: Ein Buch von deinem Lieblingsautor.

Ebenso, wie das Album funktioniert, weil viele unterschiedliche Protagonisten an deren Entstehen gearbeitet haben und ebenso wie es ein wenig geschummelt ist, weil einige Stimmen gedoppelt wurden, ist das Buch meines Lieblingsautors, um das es heute geht, ein wenig geschummelt: Es handelt sich nämlich um ein Buch, das von Terry Pratchett und Neil Gaiman gemeinsam geschrieben wurde.

Ein gutes Omen, bzw. Good Omens auf Englisch
Kurzinhalt: Der Weltuntergang steht unmittelbar bevor. Die vier Reiter der Apokalypse machen sich auf zu einem Road Trip (inklusive ihrem fünften Kollegen, der ausgestiegen ist, bevor sie berühmt wurden), ein guter Engel und dessen böser Gegenspieler treffen sich im Hyde Park um zu klönen, der Antichrist ist bockig, usw… – in typisch pratt’scher Art völlig überdreht – und dann kommt auch noch ne Prise Gaiman oben drauf. Was will man mehr?


Tag 4: An welchem ich meine Emotionen entdecke

oder: Medallie ist Medallie, egal wieviele Seiten

mit der musik ist es so: „wir machen eine erfahrung, und die setzt etwas in uns in gang. […] wenn wir uns anschließend erforschen, stellen wir fest, dass unsere maßstäbe um eine stufe gestiegen sind. dass die welt sich für uns rundherum erweitert hat.“

Leider weiß ich nicht mehr, wer urhebenderweise für dieses wunderbare Zitat verantwortlich ist. Sollte sich jemand angesprochen fühlen, bitte melden!

Auf die Frage angesprochen, welches Musikalbum am meisten mit Emotionen zu tun hat, lautete meine Antwort wie aus der Pistole geschossen: „The Human Equation“ von Ayreon. Das Album ist eine wilde Mischung von Musikstilen, die am ehesten dem Progrock/Progmetal zugeordnet werden können.
Inhaltlich geht es um einen Mann, der nach einem Autounfall im Coma liegt und seine Emotionen durchlebt. Jede dieser Emotionen wird von einem anderen Sänger portraitiert, was das Album zu einem richtigen Kopfkino macht.

Hass gibt es allerdings nicht; die stärksten negativen Emotionen sind Angst und Wut.

4. Buchfrage: Dein Hassbuch

Hass ist eine solch starke Emotion, ähnlich – in ihrer Stärke – wie die Liebe. Ich weiß nicht, ob ich einer Geschichte eine solche Emotion entgegenbringen kann. Sicherlich gibt es einige Bücher, die mich genervt haben. Die wenigsten davon hätte ich aber in meinem Regal stehen – ich hätte sie mittlerweile aussortiert oder gar nicht erst gekauft.
Es gibt aber einige Büche, die mich sehr enttäuscht haben.
Das Ende meines Wolfgang-Hohlbein-Lesens war sicherlich das unterträgliche „Dreizehn“ – ein Mädchen, das Dreizehn heißt, am dreizehnten Irgendwassten Geburtstag hat, mit dreizehn in ein Flugzeug steigt und da in der dreizehnten Reihe sitzt – ich mag Primzahlen, aber nach dreizehn Seiten habe ich das Buch in die Ecke gefeuert und nie wieder angefasst.
Ebenso erging es mir mit Schwanitz‘ „Der Campus“ – hatte ich gestern noch die scheinbare Leichtigkeit von Haffners „Geschichte eines Deutschen“ gelobt, war mir „Der Campus“ zu bemüht intellektuell-elaboriert. Mir ging der Professor auf die Nerven, die Studentin, die Geschichte, der Stil – da ist es nur konsequent, dass es eine deutsche Verfilmung des Stoffes gibt, vermutlich mit Heiner Lauterbach und Veronica Ferres.
Den unrühmlichen Platz eins meiner Hassliste bekommt „Herzlos“ – der originale Titel ist etwas umfangreicher – in dem es um eine Frau geht, die ihren Freunden die Beziehungen nicht gönnt und diese auseinandertreibt. Klang lustig auf dem Klappentext, war grausam zu lesen. Ich hab mich da durchgequält, weil ich bis zum Schluss gehofft habe, es gäbe eine gute Pointe, aber Pustekuchen.

Weil das alles so furchtbar ist, gibts keine Links, keine Photos. Wir wollen ja nicht auch noch Werbung für den Schrott machen.

passend: bad music munday

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