Dass die fetten Jahre bei Werder unwiederbringlich vorbei sind, hat man so langsam verstanden – auch wenn man es nicht wirklich wahrhaben will. Man war doch immer der Verein gewesen, der aus vergleichsweise bescheidenen Mitteln eine Menge gemacht hat. Bei dem Profis, die andernorts als schwierig galten, aufblühen konnten und durften. Der gerne mal mit 0:4 unterging, aber häufiger noch ein solches Spiel mit 5:4 gewinnen konnte. „Wir“ waren doch immer oben dabei, und wenn es zur Meisterschaft nicht reichte, dann wenigstens für die Champions League oder in schlechten Jahren Europapokal.
Klar musste es nach einer solchen Ära einen Umbruch geben, schmerzhafte Einschnitte inklusive. Aber dass es so weit kommen musste? Das Team verunsichert am Tabellenende, es wird ein neuer Cheftrainer vorgestellt, der etwa ein Jahr bleiben darf, es geht zunächst steil bergauf, doch dann stagniert die Mannschaft aus unerklärlichen Gründen, Trainer und Management wirken hilfloser und hilfloser bis – spät, wir sind immerhin Werder – aber doch unvermeidlich der Trainer gefeuert wird.
Das war die Situation Ende der 90er, nach Rehhagel.
Niemand konnte sich so recht vorstellen, wie es nach König Otto weitergehen sollte. Die smarte, leicht verkopfte und vielleicht etwas großspurige Lösung Aad de Mos funktionierte nicht wirklich; das Management wirkte planlos, die rat- und kopflose Suche führte über Dixie Dörner, Wolfgang Sidka, Felix Magath schließlich zu Thomas Schaaf – und mit ihm gab es weitgreifende Änderungen in der Geschäftsführung.
Thomas Schaaf hat zunächst das Team in der Liga gehalten – mit viel Arbeit, taktischem Verständnis und auch Glück – und dann mit Klaus Allofs wieder zu einer großen Mannschaft aufgebaut, die aus vergleichsweise bescheidenen Mitteln eine Menge gemacht hat. Bei der Profis, die andernorts als schwierig galten, aufblühen konnten und durften. Das gerne mal mit 0:4 unterging, aber häufiger noch ein solches Spiel mit 5:4 gewinnen konnte. „Wir“ waren doch immer oben dabei, und wenn es zur Meisterschaft nicht reichte, dann wenigstens für die Champions League oder in schlechten Jahren Europapokal.
Von diesen fetten Jahren ist nun endgültig nichts mehr übrig.
Die smarte und leicht verkopfte Lösung Robin Dutt funktionierte nicht so richtig, und nach ihm Viktor Skripnik und Alexander Nouri weisen beeindruckender- und beunruhigenderweise ein ähnliches Muster auf: einem kurzen Aufschwung – wohl aus der Melange „Trainerwechsel + neue Ansätze + Glück“ entstanden, folgt der umso ernüchternde und härtere Aufprall auf dem Boden der Tatsachen. Das Management – erneut neu aufgestellt – hat zwar anscheinend einen Plan, wirkt aber trotzdem ratlos. Was genau Florian Kohlfeldt mitbringt, was Nouri nicht hatte – man weiß es nicht. Die U23 steht zwei Ligen tiefer ähnlich da wie das Profiteam, und man kann nur hoffen, dass Kohlfeldt seinen Job zwar ordentlich macht, aber wieder zur U23 zurück darf, wenn ein neuer Cheftrainer gefunden ist. Denn ich glaube, damit hilft man ihm und seiner Karriere sehr viel mehr, als ihn jetzt genau so zu verbrennen, wie man es mit Skripnik und Nouri getan hat. Der eine sagte im Nachhinein, er wäre wohl lieber in der U23 geblieben, der andere war vielleicht anfangs zur richtigen Zeit am richtigen Ort, aber für den ganz großen Wurf hat es noch nicht gereicht.
Danke, Alex! Du bist ein Guter und wirst bestimmt irgendwann mal ins Weserstadion zurückkommen.
Doch das Management muss sich genau die Frage jetzt gefallen lassen: hätte man Nouri und vor allem Skripnik wirklich zu Cheftrainern machen sollen? Wo ist die Verantwortung einem (leitenden) Angestellten gegenüber, der noch unerfahren ist? Wie will man verhindern, dass der nächste Trainer wieder nur ein Jahr bleibt? Muss man diesen rigorosen Sparkurs wirklich weiter fahren, oder macht man moderat Schulden, um das Team besser und vor allem breiter aufzustellen? Einen Posten für einen Sportdirektor zu schaffen, finde ich gut (vor allem glaube ich, dass das mit Schaaf auch gut klappen könnte), aber ist die Geschäftsführung – mit Bode und Baumann recht unerfahren – den Herausforderungen gewachsen? Brauchen sie vielleicht beide (externe) Unterstützung, wie es am Anfang der Ära Schaaf/Allofs war?
Es war schon vor der Saison klar, dass es mehr als schwer werden würde, mit dem aktuellen Kader die Liga zu halten. Noch ist nichts zu spät, aber man sollte sehr, sehr ernsthaft überlegen, welche Strategie man in den nächsten Jahren verfolgen will. Kurzfristig muss jemand den Karren aus dem Dreck ziehen. Es geht schon längst nicht mehr darum, schön zu spielen, sondern schlicht darum, genug Punkte zu sammeln. Doch was passiert mittel- und langfristig? Wie will man das Team weiterentwickeln (nicht nur Mannschaft, auch Trainer)? Wie will man den Verein finanziell voran bringen? Was hat man aus den versenkten Champions-League-Millionen gelernt? Wie kann man Tradition, Moderne, attraktive Spielweise, nachhaltige Entwicklung unter einen Hut bringen? Will man den Verein für die Zukunft umgestalten, was schmerzhaft sein kann, aber nötig ist? Oder weiter im eigenen Sud kochen? Was macht eigentlich Thomas Eichin gerade so..?
Ich hoffe wirklich, dass sich Bode und Baumann tatsächlich systematisch mit Trainern unterhalten, die ins Profil passen und nicht nur reflexhaft ein Feuerwehrmann (Labbadia…) geholt wird oder man nach einem Sieg und zwei Unentschieden beschließt, es Kohlfeldt doch machen zu lassen (um dann im Oktober 2018 festzustellen, dass er doch überfordert war, schade schade. Nein, U23 soll er dann bitteschön auch nicht mehr machen.).
Es heißt schließlich „Lebenslang Grün-Weiss“ und nicht „Nur ein Jahr lang…“.
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