Sünndagsschnack (5)

Moin moin,

Nachbarn (oder auch nicht)
Ich war am Wochenende in der alten Heimat, Geburtstag feiern. Eine runde Sache mit Kohltour und allem Drum und Dran, fast das ganze Dorf eingeladen – aber eben nur fast. Ich konnte kein richtiges Muster erkennen, bis ich die Info bekam, dass nur Nachbarn und Leute aus der Freiwilligen Feuerwehr eingeladen waren. Sowie Freunde, Landvolk und Kegelverein. Und es dann eben einige Leute gab, die aus diesem – scheinbar engmaschigen – Netz gefallen waren. Wobei die Definition von „Nachbar“ schon recht abenteuerlich war: selbstverständlich alle Menschen in der unmittelbaren Umgebung, aber auch alle, die man mit unverstelltem Blick sehen konnte. Allerdings musste man auch deutlich länger als 10 Jahre im Dorf wohnen, sonst galt man nicht als „Nachbar“, sondern „neu hinzugezogen“. Ob man in dem Fall als „unsichtbar“ galt, und die länger als 10 Jahre dahinter Wohnenden dann automatisch als „Nachbarn“ galten, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Soviel war klar: ich bin definitiv nicht als Nachbar da gewesen. War trotzdem eine sehr schöne Feier.

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Fahrt durch den Hafen
Am Samstag habe ich dann selber Besuch bekommen – drei Menschen, die definitiv keine Nachbarn sind, mal Kommilitone, mal Kollege und definitiv Freund sind – und da wir alle Lust auf eine Radtour hatten, sind wir durch Hamburg gekurvt – in der Hauptsache Wilhelmsburg und Finkenwerder. Landschaftlich vielleicht nicht die schönste Gegend, aber der Hafen mit seinen Schienenfahrzeugen, Kränen, Containerbrücken, Schiffen und Lichtern hat definitiv seinen eigenen Charme. Ist in meine Liste potentieller Fotospots aufgenommen.

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Wenn ich Werder im Fernsehen sehe…
…dann spielen sie selten überzeugend (einer der Freunde aus Berlin würde nun sagen: „Das tun sie doch eh nie.“), und langsam habe ich ein ungutes Gefühl, wenn ich in die Kneipe gehe. Auch der anderen wegen, die doch ein schönes Spiel sehen wollen. Beim Fußball ist es einfach so: Die Samstags-Radiokonferenz bleibt mein Medium. Das macht Spaß, ist rasant, dramatisch, hat deutlich weniger Werbung als Sky, und ich kann nebenher Fahrrad putzen/reparieren, Wohnung pflegen, essen, whatever.

Jümmer schön suutje blieven.

Re: Werder

Dass die fetten Jahre bei Werder unwiederbringlich vorbei sind, hat man so langsam verstanden – auch wenn man es nicht wirklich wahrhaben will. Man war doch immer der Verein gewesen, der aus vergleichsweise bescheidenen Mitteln eine Menge gemacht hat. Bei dem Profis, die andernorts als schwierig galten, aufblühen konnten und durften. Der gerne mal mit 0:4 unterging, aber häufiger noch ein solches Spiel mit 5:4 gewinnen konnte. „Wir“ waren doch immer oben dabei, und wenn es zur Meisterschaft nicht reichte, dann wenigstens für die Champions League oder in schlechten Jahren Europapokal.
Klar musste es nach einer solchen Ära einen Umbruch geben, schmerzhafte Einschnitte inklusive. Aber dass es so weit kommen musste? Das Team verunsichert am Tabellenende, es wird ein neuer Cheftrainer vorgestellt, der etwa ein Jahr bleiben darf, es geht zunächst steil bergauf, doch dann stagniert die Mannschaft aus unerklärlichen Gründen, Trainer und Management wirken hilfloser und hilfloser bis – spät, wir sind immerhin Werder – aber doch unvermeidlich der Trainer gefeuert wird.

Das war die Situation Ende der 90er, nach Rehhagel.

Niemand konnte sich so recht vorstellen, wie es nach König Otto weitergehen sollte. Die smarte, leicht verkopfte und vielleicht etwas großspurige Lösung Aad de Mos funktionierte nicht wirklich; das Management wirkte planlos, die rat- und kopflose Suche führte über Dixie Dörner, Wolfgang Sidka, Felix Magath schließlich zu Thomas Schaaf – und mit ihm gab es weitgreifende Änderungen in der Geschäftsführung.

Thomas Schaaf hat zunächst das Team in der Liga gehalten – mit viel Arbeit, taktischem Verständnis und auch Glück – und dann mit Klaus Allofs wieder zu einer großen Mannschaft aufgebaut, die aus vergleichsweise bescheidenen Mitteln eine Menge gemacht hat. Bei der Profis, die andernorts als schwierig galten, aufblühen konnten und durften. Das gerne mal mit 0:4 unterging, aber häufiger noch ein solches Spiel mit 5:4 gewinnen konnte. „Wir“ waren doch immer oben dabei, und wenn es zur Meisterschaft nicht reichte, dann wenigstens für die Champions League oder in schlechten Jahren Europapokal.

Von diesen fetten Jahren ist nun endgültig nichts mehr übrig.

Die smarte und leicht verkopfte Lösung Robin Dutt funktionierte nicht so richtig, und nach ihm Viktor Skripnik und Alexander Nouri weisen beeindruckender- und beunruhigenderweise ein ähnliches Muster auf: einem kurzen Aufschwung – wohl aus der Melange „Trainerwechsel + neue Ansätze + Glück“ entstanden, folgt der umso ernüchternde und härtere Aufprall auf dem Boden der Tatsachen. Das Management – erneut neu aufgestellt – hat zwar anscheinend einen Plan, wirkt aber trotzdem ratlos. Was genau Florian Kohlfeldt mitbringt, was Nouri nicht hatte – man weiß es nicht. Die U23 steht zwei Ligen tiefer ähnlich da wie das Profiteam, und man kann nur hoffen, dass Kohlfeldt seinen Job zwar ordentlich macht, aber wieder zur U23 zurück darf, wenn ein neuer Cheftrainer gefunden ist. Denn ich glaube, damit hilft man ihm und seiner Karriere sehr viel mehr, als ihn jetzt genau so zu verbrennen, wie man es mit Skripnik und Nouri getan hat. Der eine sagte im Nachhinein, er wäre wohl lieber in der U23 geblieben, der andere war vielleicht anfangs zur richtigen Zeit am richtigen Ort, aber für den ganz großen Wurf hat es noch nicht gereicht.

Danke, Alex! Du bist ein Guter und wirst bestimmt irgendwann mal ins Weserstadion zurückkommen.

Doch das Management muss sich genau die Frage jetzt gefallen lassen: hätte man Nouri und vor allem Skripnik wirklich zu Cheftrainern machen sollen? Wo ist die Verantwortung einem (leitenden) Angestellten gegenüber, der noch unerfahren ist? Wie will man verhindern, dass der nächste Trainer wieder nur ein Jahr bleibt? Muss man diesen rigorosen Sparkurs wirklich weiter fahren, oder macht man moderat Schulden, um das Team besser und vor allem breiter aufzustellen? Einen Posten für einen Sportdirektor zu schaffen, finde ich gut (vor allem glaube ich, dass das mit Schaaf auch gut klappen könnte), aber ist die Geschäftsführung – mit Bode und Baumann recht unerfahren – den Herausforderungen gewachsen? Brauchen sie vielleicht beide (externe) Unterstützung, wie es am Anfang der Ära Schaaf/Allofs war?

Es war schon vor der Saison klar, dass es mehr als schwer werden würde, mit dem aktuellen Kader die Liga zu halten. Noch ist nichts zu spät, aber man sollte sehr, sehr ernsthaft überlegen, welche Strategie man in den nächsten Jahren verfolgen will. Kurzfristig muss jemand den Karren aus dem Dreck ziehen. Es geht schon längst nicht mehr darum, schön zu spielen, sondern schlicht darum, genug Punkte zu sammeln. Doch was passiert mittel- und langfristig? Wie will man das Team weiterentwickeln (nicht nur Mannschaft, auch Trainer)? Wie will man den Verein finanziell voran bringen? Was hat man aus den versenkten Champions-League-Millionen gelernt? Wie kann man Tradition, Moderne, attraktive Spielweise, nachhaltige Entwicklung unter einen Hut bringen? Will man den Verein für die Zukunft umgestalten, was schmerzhaft sein kann, aber nötig ist? Oder weiter im eigenen Sud kochen? Was macht eigentlich Thomas Eichin gerade so..?

Ich hoffe wirklich, dass sich Bode und Baumann tatsächlich systematisch mit Trainern unterhalten, die ins Profil passen und nicht nur reflexhaft ein Feuerwehrmann (Labbadia…) geholt wird oder man nach einem Sieg und zwei Unentschieden beschließt, es Kohlfeldt doch machen zu lassen (um dann im Oktober 2018 festzustellen, dass er doch überfordert war, schade schade. Nein, U23 soll er dann bitteschön auch nicht mehr machen.).

Es heißt schließlich „Lebenslang Grün-Weiss“ und nicht „Nur ein Jahr lang…“.

Sammelsurium

Es gibt ein paar Ideen für „richtige“ Blogreinträge, aber die sind entweder noch nicht ausgereift, mir gerade zu anstrengend, oder die Zeit ist noch nicht reif (ich hatte eine Adventskalenderidee vier Tage nachdem die Adventszeit angelaufen war).

So wird dies eine bunte Themensammlung.

Arbeit, Arbeit
Seit ich aus Australien wieder da bin (immerhin Ende September), habe ich fast pausenlos gearbeitet. Das liegt ein bisschen daran, dass der Herbs nunmal Erntezeit ist (zwei meiner Auftraggeber haben im Herbst/Winter Hochsaison), ich mich ein bisschen ablenken wollte und letzten Endes das Geld auch gut gebrauchen kann.
Angenehmer Nebeneffekt: meine finanzielle Situation ist so gut wie lange nicht mehr, und jetzt, da der erste Tag meines Winterurlaubs beginnt, kann ich mit zufriedener Erschöpfung auf einen arbeitsamen, aber auch sehr gut gelaufenen Herbst zurückblicken.

In Zahlen:

Chorkonzert

Zu „Diverses“ gehört auch ein Konzert (das Debutkonzert!) des Berliner Chores „Spheregroove“, für den ich den Ton gemacht habe. Das habe ich in dieser Form zum ersten Mal gemacht, und da ich gleichzeitig den Live-Mitschnitt gemacht habe, habe ich Blut und Wasser geschwitzt, bis es wirklich so (gut) klang, wie es klingen sollte – aber anscheinend habe ich überzeugt: mir wurde gleich der nächste Job angeboten…

Lieblingsfragen

Auf den vielen Veranstaltungen gibt es immer wieder die gleichen Kundenfragen, und einige davon finde ich inzwischen sehr amüsant:

Können Sie das?!?

  • diese Frage stellt man gerne im Zusammenhang mit Präsentationen, die ich abspielen, Mikros, die ich lautmachen, Computer, die ich fitmachen soll. Meistens lautet meine Antwort irgendwas wie: „Weiß ich noch nicht.“ oder „Ich denke mal schon.“ oder auch ganz profan: „JA.“ – und meistens bekomme ich die Präsentationen abgespielt, die Mikros laut, den Computer fit.
    Die Frage – obschon sie ehrenrührig ist, nehme ich nicht persönlich, ganz im Gegensatz zur oft gehörten Abwandlung der Frage:

Können Sie das?!?

  • das nehme ich nun doch persönlich. Nach inzwischen gut 10 Jahren Berufserfahrung, der vorhergehenden dualen Ausbildung, nach etwa 500 Veranstaltungen, die ich betreut habe, nach dem persönlichen (perfektionistischen) Interesse an dem, was ich tue:
    JA.
    ICH.
    Kann es.
    Aber ich denke, diese Frage sagt weniger über mich aus, als über die Erfahrungen, welche die Kunden bisher gemacht haben.

Kann man das lernen?

  • man kann, und es hilft. Genauso wie man Bäcker/in, Busfahrer/in, Medizin oder Informatik lernen kann. Es ist sogar eine richtige Ausbildung, mit Prüfung und Allem.
    Nur mit den dusseligen Fragen der Kunden umzugehen, dass muss man selber lernen.

Das Mikro hat ja gar nicht gepfiffen…

  • richtig, denn das ist mein Job. Ich weiß, dass nach unzähligen schlechten amerikanischen Komödien fast jede/r erwartet, ein Mikrofon müsse zwangsläufig koppeln (also pfeifen), sobald man es auch nur in die Hand nimmt. Das zu verhindern ist mein Job, genauso wie es der Job des Busfahrers ist, einen Verkehrsunfall zu verhindern. Übrigens kann man mit ein bisschen Erfahrung hören, wann das Mikro kurz davor ist, rückzukoppeln – und dementsprechend kann ich reagieren, bevor es pfeift.
    Auch diese Aussage sagt eine Menge über die bisherigen Erfahrungen der Kunden aus.

(Papp)möbel
Unter meinem Arbeitspensum hat nicht nur mein Privatleben gelitten (habe ich noch Freunde? und wenn ja, wo?) – auch meine Wohnung befindet sich noch immer in einem reichlich uneingerichteten Zustand. Aber ich habe angefangen, das zu verändern: dieser Blogeintrag wurde auf einem Schreibtisch aus Pappe geschrieben, vor dem ich auf einem Papphocker sitze. Ein Garderobenelement ersetzt den Schrank, und ein Regalelement ist ab sofort mein Nachttisch. Auch wer keine Möbel kaufen will, nett anzuschauen sind sie schon: www.pappmoebelshop.de
Vor Allem freue ich mich auf den nächsten Umzug: auseinandernehmen, platt falten, fertig! Und leicht sind sie auch noch.

Werder
Macht mir große Sorgen, auch wenn das Pokalspiel gegen Gladbach eine tolle Überraschung war. Bittebitte noch irgendwie ein Sieg gegen Frankfurt, damit ich in der Winterpause keine grauen Haare bekomme.

Die ich im Übrigen vielleicht schon habe.

Um mich zu entspannen, gehe ich gerne

Bouldern
Dort war es eigentlich mein Ziel, bis Weihnachten mindestens eine Route des höchsten Schwierigkeitsgrads klettern zu können. Um es vorweg zu nehmen: das Ziel habe ich nicht erreicht. Aber ich war seit September sehr häufig und regelmäßig bouldern und bin kurz vor dem schwierigsten Schwierigkeitsgrad. Mir fehlen vielleicht noch 5 Prozent – oder zwei Wochen mit je drei Trainingseinheiten je Woche – ich bin also in Schlagdistanz. Viel wichtiger: ich habe mehr Spaß am Bouldern denn je, bin trotz meines Ehrgeizes sehr entspannt, wenn es mal nicht so läuft, wie ich es mir vorstelle – und quasi nebenbei ist auch das Projekt „Manuelneuerbauch“ weit fortgeschritten.
Das Allerwichtigste: ich bin unverletzt geblieben.

Driving home for Christmas
Ich werde mich morgen in einen Zug setzen. Ein gemütlicher alter IC. Ich werde mich ins Bordrestaurant begeben, mir einen Tee bestellen, mich an einen Tisch setzen und den Laptop aufklappen. Vielleicht Musik hören. Oder bloggen. Oder ein Buch lesen. Oder einfach auf die vorbeiziehende Landschaft starren.
Und ich werde es genießen.

Genauso, wie ich es genießen werde, dass es die wichtigste und einzige Aufgabe für die nächsten 10 Tage sein wird, rechtzeitig am Essenstisch zu sein.

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