Crippled Black Phoenix – (Mankind) The Crafty Ape

Es beginnt mit einer herzlich knurrenden Gitarre zu schwer stampfendem Rhythmus, und damit ist das Setting gegeben: Crippled Black Phoenix‘ Reise durch die Menschheit wird nicht unbedingt ein Spaziergang.

Soll er sie aber auch nicht, denn laut Band geht es bei „(Mankind) The Crafty Ape“ um  „the corruption of mankind and injustice, but also ultimately in the hope that all is not lost“ – also um Korruption, um Ungerechtigkeit – aber eben auch die Hoffnung, dass noch nicht alles verloren ist.

Und so nimmt sich das Album gleich wieder zurück und gleitet in das dramaturgisch und rhythmisch an frühe Pink Floyd erinnernde, melancholische „The Heart of Every Country“ über.
Überhaupt sind Remineszenzen an die Siebziger deutlich hör- und spürbar (der erwähnte Gitarrensound, die immer mal wieder durchklingende Hammondorgel), die Produktion an sich aber auf der Höhe der Zeit.
So kommt das immer wieder treibende Schlagzeug glasklar herüber, und obwohl die Band zu großen Teilen auf Links-Rechts-Spielereien verzichtet, wirkt das Album durch die große Dynamik und die luftige Präsenz der einzelnen Instrumente zumindest klanglich locker und sehr lebendig.Sich einzelne Songs aus diesem 1:26 Stunden dauernden Gesamtwerk herauszugreifen, ist nicht nur schwer, sondern auch einigermaßen sinnlos; nicht nur inhaltlich hat das Album einen roten Faden, sondern es gibt auch unter den Liedern Querverbindungen, Wiederholungen und Variationen.

„(Mankind)…“ ist ein Monster von einem Konzeptalbum, das den Hörer gleichsam fesselt wie fordert. Die Dynamik ist für heutige Rockverhältnisse sicher ungewöhnlich (man denke an Metallica…) und somit anstrengend – obwohl sie grundsätzlich begrüßenswert ist.
Auch die durchweg spannenden und komplexen Songs warten mit allerlei unerwarteten Wendungen auf, die aufmerksames Hören erfordern. So wird das erste der drei Kapitel, die das Album unterteilen, von „The Brain/Poznan“ abgeschlossen, das sich aus einer trägen, beinah behäbigen Nummer steigert in einen treibenden Rocksong mit hervorragender Gitarrenarbeit.

Das zweite Kapitel „The Trap“ ist bestimmt von rotzigem Rock’n’Roll – wunderbar im ironischen „Release The Clowns“ konzentriert – bis dann das letzte Kapitel wieder deutlich reduzierter und bluesiger zu Werke geht.
Hervorzuheben sind hier das ruhige, schöne „Operation Mincemeat“, das in das sphärische „We Will Never Get Out of This World Alive“ übergeht, welches wiederum im Schlusstrack mit dem praktischen Namen „Faced with Complete Failure, Utter Defiance Is the Only“ mündet – dieses 15-Minuten-Monster summiert noch einmal das gesamte Doppelalbum und bringt es zu einem würdigen Abschluss.

Und so leistet sich das Album über die gesamten 86 Minuten kaum Auszeiten; auch wenn die Band selten aus ihrem Konzept ausbricht („Operation Mincemeat“), so präsentiert sich „(Mankind) The Crafty Ape“ als ein sehr gutes, komplexes und trotzdem eingängiges Konzeptalbum, vielleicht mit einem guten Rotwein vergleichbar.

Wenn man sich den (musikalischen) Werdegang der Band anschaut, dann darf man hoffen, dass dies noch lange nicht das Ende des Höhenflugs dieses Phönix ist.

Vielleicht das „Operation: Mindcrime“ von 2012.

Wer das Album in seiner kompletten Länge hören möchte, braucht nur auf das verlinkte Video klicken. Viel Spaß!

www.crippledblackphoenix.com

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