Dänisches Eis ist wirklich besser (1/3)

„Das ist jetzt ein wenig dekadent, aber auch ganz schön geil.“, denke ich, während ich an meinem riesigen Eis schlecke; drei Kugeln – Lakritz, Oreo und Schokosorbet – von monströser Größe. Ich sitze mit Philipp in Kopenhagens berühmter Fußgängerzone, die an diesem Sonntagabend nur noch von ein paar versprengten Touristen und notorischen Biertrinkern belebt wird. Ein langer, heißer Tag neigt sich langsam dem Ende zu, und das Eis bietet einen würdigen Abschluss.

Wie man zu einem Eis in Kopenhagen kommt? Natürlich mit dem Rad!

Zur Spreequelle, nach Usedom, nach Hause, und an der Elbe entlang¹ sind wir ja schon geradelt, immer Himmelfahrt und das dazugehörige lange Wochenende als Anlass nehmend, zu schauen, wie weit man denn so kommt an den paar Tagen. Das weit kommen ist interesssanterweise im Vergleich zur Frage: „Wie kommen wir eigentlich zurück?“ das mit Abstand kleinere Problem. Doch dazu später mehr.

Unsere Reisegruppe reduzierte sich dieses Jahr auf Philipp und mich², und nach einigen Gedankenspielen und Planereien gab es folgenden Plan: ich würde am Mittwoch Abend zu Philipp nach Ascheberg in Holstein (30 Km von Kiel entfernt) fahren, um gemeinsam mit ihm nach Kopenhagen zu radeln – unsere erste Zweiertour seit Island.

Planen mit Pudding

Am Mittwochabend planten wir den groben Reiseverlauf bei einem leckeren Pudding. Wir wollten über Fehmarn zur Fähre nach Puttgarden, von dort nach Nykøbing Falster, um von da aus über den Kopenhagen-Radweg zur dänischen Hauptstadt zu fahren. Ein ordentliches Programm für die paar Tage mit durchschnittlich 100 Kilometern pro Etappe – aber auf den asphaltierten, ebenen Wegen in Dänemark sollte das auch kein größeres Problem werden. Mit etwas Glück würden wir hierbei auf Radelmädchen Jule und ihren Freund Jan treffen, die ebenfalls nach Kopenhagen unterwegs sind.

bücherbücherbücher
Bücher über Bücher. Und das sind nur zwei der Wände.

Neben den Tausenden Büchern, die jede freie Fläche des kleinen Hauses belegen, zaubert Philipp ein dänisches Verzeichnis von Naturcampingplätzen hervor, die man als (Rad)Reisender für eine Nacht nutzen darf – für uns mehr als ausreichend.

Übles über-Hügel-Bügeln

Die norddeutsche Tiefebene ist so flach und eben, wenn einem der Hund wegläuft, kann man ihn noch Tage später laufen sehen. Oder so dachte ich. Die Holsteinische Schweiz hingegen wird ihrem Namen mehr als gerecht: Hügel reiht sich an Hügel, und Philipp hat nicht ganz Unrecht, als er meint, wir hätten die meiste Kletterei gleich am Anfang vor uns. Naja, „Kletterei“. Mehr als 70 Meter Höhenunterschied gibt es nicht zu bewältigen, und eins ist klar: egal, wie hoch wir kommen, spätestens in Puttgarden an der Fähre landen wir eh wieder auf Normalnull. Es sei denn, die Fähre macht irgendwelche sehr sonderbaren Manöver.

hügel
Hügeliges Holstein.

Aber auch dank des Kaiserwetters kommen wir sehr gut voran; es ist ein schönes Gefühl, mal wieder auf dem Sattel zu sitzen und einfach nur Kilometer zu fressen. Die Natur erwacht langsam aus ihrem Winterschlaf, und so gesellen sich zum Hellblau des Himmels noch das satte Grün der Wiesen und Bäume, sowie das Knallgelb der zahlreichen Rapsfelder.

fehmarnsund
Philipp so: „Also untendrunter bin ich schon mal langgesegelt. Oben drüber geradelt noch nicht.“

Die Fehmarnsundbrücke ist ein erstes Highlight und Meilenstein. Es sind noch zehn Kilometer bis zur Fähre; Rødbyhavn ist unser heutiges Minimalziel³. In Puttgarden genehmigen wir uns zunächst eine Currywurstpommes und steuern zielsicher auf einen gewaltigen, im Wasser schwimmenden Koloss zu, aus dem zahlreiche Menschen mit schwer beladenen Einkaufswagen strömen – es ist der sogenannte „Border Shop“ von Scandlines, ein schwimmendes Einkaufszentrum, in dem man sich vor allem mit steuerlich vergünstigtem Øl eindecken kann. Mit dem Ding kommt man vielleicht auch nach Dänemark; wir nehmen aber lieber die echte Fähre. Die Überfahrt gestaltet sich schnell und unspektakulär – bis auf die Tatsache, dass wir unsere Räder quasi neben einem ICE parken.  LKWs und riesige Campingmobile kennen wir ja schon, Züge in Fähren sind ein Novum. Es ist übrigens auch der erste dieselbetriebene ICE, den wir je gesehen haben.

Man müsste Richtung Küste

Und dann sind wir auch schon in Dänemark. Die Grenzkontrolle erinnert uns an die hässlichen Seiten europäischer Flüchtlingspolitik. Nachdem wir den Beamten von unserer Rechtschaffenheit überzeugt haben, verkrümeln wir uns recht schnell auf die sehr entspannten, weil leeren Nebenstraßen und schlagen einen Bogen nach Nykøbing Falster. Unterwegs bekommen wir die Nachricht, dass die anderen beiden in Stubbekøbing Station gemacht haben – Luftlinie nur 20 Kilometer von Nykøbing Falster entfernt, aber nach unserer favorisierten Route am Meer entlang 50 Kilometer. Wir spielen mit dem Gedanken, noch heute nach Stubbekøbing zu fahren, aber 143 Kilometer reichen auch. In einer Bucht gegenüber Nykøbing Falster campen wir auf grünem Rasen.

gruen
Ein wundervoller Zeltplatz; jenseits der Hecke ist die Bucht.

Ab und an nen Platten macht Laune

Philipp und ich sind recht schnell wieder in unserer typischen Routine und ebenso schnell auf dem Weg Richtung Norden. Von Jule und Jan hörten wir, die Fähre in Stubbekøbing würde nur bis 13:30 Uhr fahren; wir vermuten, dass es sich um eine Feiertagsregelung handelt, wollen aber sicherheitshalber trotzdem vorher da sein. Wir fahren durch Felder, Wiesen und Hügel, wie es sie so eben nur in Dänemark gibt, und kommen gut voran – bis es auf einem Feldweg einen Knall gibt und Philipp stehen bleibt – es hat den Mantel seines Rennradreifens durchschlagen. Passenderweise ist die Küstenlinie recht schön, sodass ich Fotos mache, während Philipp flickt.

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Sascha fotografiert, Philipp flickt. Das war in Island umgekehrt.

Nur kurz nach dem ersten Platten wiederholt sich das Spielchen, und so fahren wir nach einer Fluch-und Flickpause zügig weiter Richtung Fähre. Die ohnehin den ganzen Tag gefahren wäre… aber schad‘ ja nix, wenn man frühzeitig da ist. Die Fähre ist ein schnuckeliges Schiff aus Holz, in einem sehr gepflegten Zustand.

faehre
Alles aus Holz, alles so gepflegt wie die Reling.

Tørn um Møn

Auf Møn angekommen, orientieren wir uns wieder Richtung Nordosten. Der Wind bläst uns frisch, aber nicht zu doll ins Gesicht, wir kommen also gut voran. Wieder orientieren wir uns bei unseren Pausen an den zahlreichen und schönen kleinen Kirchen, von denen wir eine besichtigen. Die Pause nutzen wir auch für ein Update der beiden anderen, die uns erzählen, dass sie nicht weit entfernt sind.

Die sollten sich doch einholen lassen…

Fortsetzung folgt

haus
Kleines Häuschen am Strand.

¹ Wovon es erstaunlicherweise keinen Bericht gibt – ist es dann überhaupt geschehen?
² Sowie eventuell bzw. streckenweise Jule und Jan.
³ Wobei wir uns unausgesprochen vermutlich einig sind, noch deutlich weiter in Richtung Nykøbing Falster zu fahren.

Teil 2
Teil 3

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